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20. VIII.

20. Früh überhetzter Aufbruch. Befehl kommt 5° dass 6° Abmarsch nach [unlesbar]. Marsch über Marche nach Aye-Chevetagne, circa 40 km, sehr heiss, Staub, sehr oft Stockungen. Leute müde, wunde Füsse, kommen aber alle mit. Morgen ist Möglichkeit eines Zusammenstosses mit dem Feind. Hoffentlich ist etwas mehr Ruhe. Abends 8° Frühstück, Mittagessen, Abendessen in einer Form, Rindfleisch mit Reis. Schmeckt gut! Sah heute 107. 139. Von Marie immer noch keine Nachricht! Die letzte war vom 12. kam an am 18.

19. VIII.

19. VIII. Laroche. Am 19. früh Weitermarsch nach Laroche. Kalter nebliger Morgen. Auf Sammelplatz überfliegt ein deutscher Flieger in grosser Höhe die Division. Beim ersten grossen Halt ritt ich mit W., R. und B. voraus zum Quartiermachen. Überholten die Spitzenkavallerie und ritten dann einen breiten Weg herunter ins Tal der Ourthe. Wieder Strassensperrung, die herrlichsten Buchen, meterhoch waren über die Strasse geworfen, natürlich von unseren Pionieren beseitigt. Strasse im Ourthetal wunderbar, das schönste was ich bisher gesehen. Bei einer Biegung liegt plötzlich Laroche vor uns. Eingeengt im Tal, in der Mitte ein Fels mit alter Ruine, ähnlich dem Oybin. In Laroche grosses Getriebe. General Kommando, Divisions Stab, Brigade, Divisions Intendantur, Proviant-Amt, Feldpost etc. dauernd Durchzug von Truppen. 10° abends kamen noch Proviantkolonnen. Bevölkerung stumm. Die Burschen vor den Häusern auf dem Rinnstein sitzend, teilweise hübsche Mädchen und Frauen, alle schwarz, auch schwarz angezogen. Neben meinem Hotel ein Krankenhaus, Ecole commune. Verständigung nur französisch möglich. Schwierigkeiten im Kauf eines Zirkels und eines Waschlappens, gant de toilette, Streichhölzer, Backpflaumen. Leute nehmen auch deutsches Papiergeld. Morgen grosser Marsch. …

18. VIII.

18. VIII. Heute früh endlich wurde der Vormarsch angetreten. Wir überschritten gegen 8.45 die Grenze bei Ober-Besslingen und marschierten über Gouvy-Cherain nach Fontenaille. Es war ein eigenes Gefühl, als wir die Grenze überschritten. Jede Inschrift französisch. Der Weg führte durch den Wald. Zur Sperrung waren wunderschöne Fichten, 80jährige gefällt und über die Strasse geworfen. Als Sperre gegen die preussische Kavallerie. Natürlich eine vollständig zwecklose Massnahme. Die Sperren waren zwangsweise von den Einwohnern wieder weggeräumt worden. Die Erste hatte sicher 1 km. Länge. Die Telegraphendrähte hingen zerschnitten von den Stangen herunter. Sämtliche Eingänge der Dörfer, die wir passierten, waren gesperrt gewesen. Die Ankunft in unserem Dorfe machte uns viel Spass. Der Dorfälteste wurde gesucht, war auf dem Felde und festgesetzt. Meine Unterhaltung mit der alten Frau des Gutsbesitzers, bei dem ich die Pferde unterbringen will, ist komisch. Sie prasselt mir französisch entgegen, wovon ich natürlich wenig verstehe. Endlich sind wir einig. Auch das Aufsuchen von Trinkwasser geht dadurch vor sich, dass der Maire uns zum Brunnen führt, seine Kinder müssen das Wasser vor meinen Augen trinken, …

17. VIII.

Am 17. VIII. Nachts 1/2 1 geweckt mit Befehl, wir bleiben am 17. liegen, gehen nicht vor, zu schade. Es geht das Gerücht, dass wir warten, bis Österreicher, die auf Fahrt sind, in Aachen ausgeladen werden. Ich glaube nicht daran, wir werden wohl auf das Reservekorps warten. 1/2 4° früh wache ich auf, der Regen trommelt auf das Zelt, nun wirds ungemütlich. Jetzt 8° giessts immer noch. 8° ist Befehlsausgabe, bin neugierig, was wird. Wir werden wohl die 3. Nacht auf demselben Stroh im selben Zelt verbringen. Die Aussicht ist auf die belgische Grenze, davor Eisenbahn. Alle 2 Stunden kommt ein Zug, 3 Lokomotiven, 20 Wagen, anscheinend Munition für die Beschießung von Namur. Lüttich soll ja ganz genommen sein.

16. VIII.

Am 16. Sonntag Rasttag in Nieder Besslingen. Wetter kühl, etwas Regen. Kompagnie Montbé 8 abgeschickt nach Ulflingen, da sich die Bewohner bewaffnet haben sollen. Kehrt mit Waffen zurück. Leute dort sehr friedlich. Ging heute Nachmittag zu den Fliegern bei Oberbesslingen. 6 Fahrzeuge, 2 Desdner Autobusse da, ebenso 2 Lastwagen von Prée, einer als Werkstatt, der andere als Sanitätswagen. Gab mir viel Spass die grünen Wagen, mit denen man in Dresden spazieren fuhr, hier im Felde wiederzusehen. – W.s Geburtstag wird gefeiert. Nachmittag ein Skat. 1/2 7° esse ich mit ihm und dem Stab. Lendenbeefsteak, knüppelhart, da Ochse erst am Morgen geschlachtet war, Salzkartoffeln und grünen Salat! Auf dem weiss gedeckten Tisch eine blaue Glasvase mit Blumen: Kamille, Klee, Kartoffelblüten, Kresse. Das einzige was aufzutreiben war. Die Bauern haben nicht solche Höfe, wie in Sachsen, auch keine Blumen. Sie treiben lediglich Viehzucht, mit dem hierzu nötigen Ackerbau. Als Überraschung hat der Doktor R. 3 Flaschen Sekt aufgetrieben. Grosser Jubel. Die Mannschaften singen vorm Haus am Misthaufen, sehr hübsch, 12. Kompagnie. Der Doktor R. ist Civilarzt aus …

15. VIII.

Heute am 15. früh Abmarsch 4.40. Reihenfolge I. III. II. 101. L. sagt guten Morgen. Über Burg Reuland nach der belgischen Grenze. Marsch kühl und schön, aber lang. In Burg Reuland altes Schloss, Ruine Generalkommando XIII. Stimmung gehoben, als wir die Luxemburgische Grenze bei Malscheid-Wempelhardt überschreiten. Gesang: Wacht am Rhein trotz bergauf Marsches. Alles freut sich, dass es nun Ernst wird. Im Vormarsch hört man aus westlicher Richtung Kanondonner, sehr weit, wohl bei Namur. Während des Marsches kommt die erste Post für die Mannschaften, unsere kommt erst Nachmittags. Biwak bei Nieder-Besslingen, 2 km von der Belgischen Grenze entfernt. Von Marie erhalte ich heute 2 Briefe, beide vom 8.! Gott sei Dank geht alles gut, nur Hänse scheint nicht in Ordnung zu sein. Morgen wohl Vormarsch nach Belgien. Schreibe eine Karte an Marie. Heute knallts, aber wohl nur unbeabsichtigt. Wetter trübe, gegen Mittag Regen.

14. VIII.

Am 14. VIII. früh Abmarsch nach Grosskamberg. Vereinigung mit dem Regiment. Wir liegen sehr eng. Getränke gibt es keine mehr. Wasser trübe, da die Brunnen stark benutzt werden. Liege mit Kompagnie in einem Gehöft mit Regiments- und Abteilungsstab. Gestern Abend trifft Nachricht ein von siegreichem Gefecht bei Mühlhausen. Grosse Freude. Sprach heute Z. Gen. Kdo. XII. Wusste auch nichts Neues. Auch von Werner nichts. Morgen soll Vormarsch angetreten werden, wenn nur keine große Hitze ist, wie gestern, sonst kommen wir nicht weiter. Wenn es nur was zu trinken gäbe!

13. VIII.

Früh über Waxweiler nach Leidenbern. Sehr heiss und anstrengend, leider bei der Kompagnie zwei Hitzschläge. Nicht schwer, immerhin bewusstlos. Abends Feldgottesdienst: Neumeister: Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht etc. Kurze sehr eindringliche Ansprache. Abendmahl konnte nicht stattfinden, da Neumeister keinen Wein hat auftreiben können! Im Zelt zu vieren geschlafen, sehr gut.

12. VIII.

5° Abmarsch nach Lambertsberg, erhebliche Umwege wegen starker Steigung. Liegen 9. und 10. mit L.R. K 64 zusammen, sehr eng, Ortsbiwak. Zu kaufen gibts im Laden nichts mehr. Durchzüge von Truppen haben alles verbraucht. Immer noch sehr heiss. Wasser gibt es in Lambertsberg nicht mehr, mit Wagen holen lassen aus Nachbardorf. 32. ID soll vor uns sein. Leute wollen gegen 11° Artilleriefeuer gehört haben, ich hab nichts gehört. Die Leute sagen: „Wenn wir nur erst rauskämen!“ Stimmung ist gut, das Wetter heiss. Strasse teilweise steinig; Marschtempo muss wegen der Steigungen und Windungen langsam genommen werden. Die Zugpferde ziehen gut. Essen mit Mannschaftsküche. In der Nacht bei 12. Schiesserei, glücklicherweise ohne Erfolg.