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4. IX.

4. Liegen heute Abend in Isse an dem Marne Kanal. Grosser Jubel, liebe Marie, als Deine Briefe und Sendungen kommen. Franz B. erscheint mit einer Flasche Rolderer Sekt. Wir trinken sie in seiner Abwesenheit auf das Wohl der in der Heimat gebliebenen. Die Nachricht von Heinzens Erkrankung hat mich nicht erreicht, wie ich schon auf der ersten Karte schrieb. Es ist doch zu merkwürdig.

[Der nächste Tagebucheintrag erscheint am 7. September.]

3. IX.

3. Früh Alarm. Abmarsch 8° nach Baconnes. 11° eingetroffen. Rast bis Abends. Glühende Hitze. Ein Civilist wurde erschossen, wegen tätlicher Angriffe auf einen Grenadier. So angenehm der Tag anfingt, so schrecklich endete er. Vormarsch nach der Marne. Als Vorhut Wald bei Livry erreicht. Feuer von französischer Nachhut. Kompagnie greift ein. Grässliches Feuer von allen Seiten. Mache einen Sturmangriff. Am Waldrand bleibt Schützenlinie liegen, da Feuer überallhin einschlägt. Habe 15, 20 Mann verwundet. Leutnant F. +, R. verwundet. W. +. Ich bin ganz niedergeschlagen und kämpfe dauernd mit den Tränen. Mein Rücken tut mir so weh, schon tagelang. Wenn nur bald die Entscheidung fiele und der Krieg hier zu Ende wäre! Wir sind alle ganz kaput [sic]. Heute Abend werden wir wohl die Marne überschreiten. Wenn ich nur das Eiserne Kreuz oder die Heinrichsmedaille bekäme, das wäre eine Aufmunterung.
Es ist wieder anders geworden. Festung Reims von 23. Res.Id. Sachsen im Handstreich genommen! Wir sind im Besitz der Marne. Abmarsch nach Westen.

2. IX.

2. Sept. Gestern waren wir in Verteidigungsstellung, da wir zu weit nach vorn gekommen und das XIX. A.K. noch nicht ran war. Schwerer Tonboden. Nachmittag Antritt. Artillerie und Infanteriefeuer. Im Walde Fühlung vollständig verloren. Schützen III. II./100 weg. 9. und 10. Kompagnie vereinigt erreichen mit M.G. Pauvers. Dort Übergang zur Ruhe. Kaum gedacht, Sicherung mit der Kompagnie für ruhende Artillerie übernehmen. Nacht im Strassengraben verbracht. Ich bin wie zerschlagen. Mein Rücken und linke Brustseite tun seit dem Gefecht von Paradis grässlich weh. Feind verschwunden.
8° Abmarsch nach Merchant. Vorher Brief von Marie. Ich kann nicht anders, als ich ihr Bild sah und das der Kinder habe ich geheult. Meine Nerven sind zu schlapp. Nichts zu rauchen, was doch so beruhigt. Wir sehen allmählich aus wie die Räuber. Unrasiert, staubig, ungewaschen und abgemagert. Wenn nur bald eine richtige Entscheidung käme! Anscheinend schliesst sich der Ring östlich von Reims. Momentan wieder ein Gefecht. 2. Regt. I./100 gegen St. Etienne. Wenn das genommen, Vormarsch nach Couroy-Reims. Die Hitze ist grässlich, die Stimmung der Leute noch gut, seitdem sie gestern etwas Brot bekommen. Z. berichtet Zusammensein von Marie bei den Eltern. Abends Unterkunft in Vaudésincourt – Hammelherde.

31. VIII.

Die Nacht am 30./31. in Alarmbereitschaft. Kalte Nacht, Tau, kein Feuer und Stroh. Am Morgen Feind abgezogen, d.h. am 31. Wir folgten und fanden viele Tote und Verwundete. Der Feind, der der Brigade gegenüber stand, war ein Armeekorps stark. Langer Marsch nach Rethel. Reizendes Flussufer, Leipziger Art. Auen. Dann ein ersehnter Halt.
Nachmittag Vormarsch Richtung Meuil. Kommen in feindliches Artilleriefeuer. Es schlägt um uns rum ein. Gott sei Dank keine Verluste. Leider T. schwer verwundet. Annelles erst unbesetzt gefunden. Dann nach Meuil. Ortsbiwak.
Der Sonntag war der schlimmste Tag. Deder Oberst, K. verwundet. Sch. tot, W. führt das Regiment. Wir sind dem Feind derartig auf den Fersen, dass es jeden Tag zum Gefecht kommt. Tag für Tag knallts. Eben schon wieder bei r 32. I.D. nebenan bei Annelles. Wie läuft der Tag heute ab? Dieses dauernde Kämpfen macht mich nervös. Besonders, als ich gestern den ganzen Tag laufen musste von 5-11° Abends, da meine Pferde und die Feldküche abgeschnitten waren.
Die Gegend hier ist ganz anders geworden. Die Weiden haben Feldern Platz gemacht. Laubwald in kleineren Beständen. Boden kalkig, Wetter schön, heiss, staubig.

29. VIII.

Am 29. Abmarsch nach Wagnon. Umfassung des Gegners im Gang. Anscheinend kommt er aber mit neuen Kräften aus Richtung Rethel. Wir werden wohl nun heute richtig ins Gefecht treten. Ob ich rauskommen werde? Gott gebe es.
Zur Bedeckung der L.M.K. marschierend. Unendlich heisser Marsch. Am Paradis Halt. Feindliches Artilleriefeuer von hinten. L.M.K. geradeaus. Regiment runter. Es kam jetzt der furchtbarste Moment. Artillerie beschiesst uns von hinten, Kompagnie in Deckung, gruppenweise. Nützt nichts. Sie liegt 1 1/2 Stunde im heftigsten Artilleriefeuer. Wahrscheinlich hatte der Feind die Feldküchen für Geschütze gehalten. Endlich Ruhe. Ich führe die Kompagnie aussen rum nach Paradis. V. (M.) empfiehlt Einsatz bei den Schützen, die starke Verluste haben. Die ganze Kompagnie eingesetzt. R. verwundet als erster. Endlich Abends Rückzug der Franzosen. Ich bin unbeschädigt, obwohl es feste um uns rumknallte. Verluste 1 Mann + 9 Verwundete.

28. VIII.

Am nächsten Morgen, am 28. Abmarsch nach Maubert Fontaine. Schutz des Hauptquartiers. Grosse Freude, dass wir einen Ruhetag haben. Es war nichts! 5° Abmarsch nach Signy, wo wir 11° Abends endlich eintrafen. Ohne Stroh und Feuer Biwak.

27. VIII.

Etwas Ruhe, heute am 27. Wahrscheinlich gegen 10° Abmarsch. Wenn es heute zum Kampf kommt, wird es furchtbar. Die feindliche Armee soll gefangen werden. Artilleriefeuer wird erwartet.
Rechts vor uns jetzt 8° das Gefecht schon im Gange. Gott behüte uns. Es ist furchtbar. Ich möchte doch so gern gesund nach Hause kommen. Ein Geschoss ging mir gestern dicht am Kopf vorbei. Der Krieg ist furchtbar. Kein Nachschub, kein Brot. Die Märsche waren zu gross, allerdings sind wir den Franzosen dicht auf den Fersen. Gott gebe, dass bald Schluss wird. Meine Ruhe ist fast hin. Ist das Angst, oder nur der Wunsch zu leben? Ich weiss nicht, was furchtbarer ist, das Feuer der Infanterie, oder das der Artillerie. Das Schlimmste ist das Schiessen aus Häusern oder von den Versprengten.
D’E. + H. + R. + B. +.
Ich bin anscheinend doch ein Feigling. Kompagnie steht noch an der Schule, als feindliche Artillerie zu feuern anfängt. Lasse in Deckung treten. Kompagnie erhält Befehl Chilly zu erreichen. Im Schutze eines Tales kommen wir vor. Barrikade an Brücken. An der Mairie Sahne mitgenommen. Dorf leer. 1000 Zuaven waren hier, sind in Richtung Blombay abgezogen. Frühstück: Spiegeleier mit Sekt. Brot 50 Stück gefunden. Erreichen die Höhen von Chilly und warten bis zum Abend. Dann Ortsbiwak in Gomblay.

26. VIII.

Am nächsten Tag, also 26., Weitermarsch über Couvin nach Roeroi. Wieder Gefechte der Vorhut. Feind hält nicht stand. Hitze und Staub. Durchmarsch durch brennendes Dorf. Tote Franzosen, Ausrüstungsgegenstände. Gegen 2° Abmarsch nach Tremblois. Im Walde angeschossen durch Versprengte. Kurzes Gefecht der Marburger Jäger. M.G. Feindliches Artilleriefeuer. Als unsere Artillerie auffährt, schweigt das Feuer. 10 Uhr Abends nach Tremblois. Schule.

25. VIII.

Abmarsch nach Cerny. Regiment nicht da. Halt von 2 Stunden. Weitermarsch nach Nismes. Grosses Gefecht. Feind geht zurück.
Wahnsinnige Hitze und Staub. Verluste ein Mann durch eigene Truppe, Beschuss eines Flugzeuges. 10° Abends mit total erledigter Kompagnie im Biwak. Ein Schuss, wir werden anscheinend befeuert. Es ist 102. Endlich Ruhe.