Marie
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Was danach geschah [VI]

[7. bis etwa 9. Dezember 1916]
Am nächsten Morgen ging es so schlecht, dass es mir selbst fast unmöglich schien zu fahren. Unsere Koffer hatte ich am Tage vorher schon aufgegeben. Ich musste einen Zwang haben zu reisen. Auch K. zweifelte an seiner Reisefähigkeit. Ich sagte mir schliesslich, dass nach dem Urteil K.s der Fall so hoffnungslos stände, dass ein Bleiben keine heilsame Wirkung, eine Abreise keine schädliche Wirkung haben könnte. Dagegen, wenn die Reise ausgeführt würde uns wir wieder in Wehrawald seien, dem Kranken Erleichterung durch die herrliche Luft werden könnte. Ausserdem würde ihn die reizende Umgebung seelisch erfrischen. Kurzum, wir reisten! –
Wir kamen in Leopoldshöhe an. Das Umsteigen ging mühsam. Ein Landsturmmann brachte ihn die Treppe herauf. Wir kamen in Wehr an. Kein Auto da. Eine mir endlos scheinende halbe Stunde warteten wir im Restaurant. Die Schwäche bei Curt nahm zu. Was nun? Da kam das Auto! – Glücklicher Weise das Privatauto. Ausser uns fuhren nur noch 2 weibliche Wesen mit. Wir fuhren durch schönen dicken Schnee, der in der Gegend lange liegen bleibt. Mit viel Verspätung kamen wir gegen 1/4 6 in Todtmoosort an. An der Post erwartete uns der bestellte Wagen, dessen Kutscher ein junger Bursche ein wenig zu viel getrunken hatte. Der Sicherheit halber liess ihn Curt vom Bock absteigen, damit er nicht einschlief. Endlich landeten wir am Sanatorium. Wir fuhren mit Aufzug in den 2. Stock und bezogen dort Zimmer 32. Ein kleineres, sonniges Zimmer mit schönem Balkon. Curt wurde gleich zu Bett gebracht. Er war ganz fertig. Temperatur 38,7. L. besuchte uns noch denselben Abend.

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