Endlich 7 Uhr 30 Abends mit L.M.K. unter meiner Sicherung nach Omhage. Dort gegen 3° eingetroffen.
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23. VIII.
Früh 2° Abmarsch nach Sorime. Gegen 6° fängt unsere Artillerie an zu feuern. 7.10 treten wir an, und erreichen 8° Chateau Cherpel, dann anschliessend Herbuchène.
Leib Kompagnie und 1. Bataillon im Gefecht. Aus Häusern wird geschossen, anscheinend nur Einwohner. L. und R. verwundet. Oberst befiehlt Erschiessung der Einwohner. Brigadecommandr. sehr ruhig. Befiehlt Beschiessung von Dinant. 11.20 schlagen Schrapnells bei uns ein. Erfolg verblüffend. Teils reissen Leute gebückt aus. Schrapnell schlägt 2 mal in Zug ein. Ein Trainfahrer ist tot, ein Artilleriegespann, 3 gefangene Civilisten, die in dem einen Gehöft gefangen waren. 2 Batterien sind in Stellung circa 300m von unserem Gehöft, daher das Einschlagen. Dinant brennt. Das ganze tiefe Tal voll Rauch und Qualm und Nebel. Wieder eine Lage. Mein Nebenmann erhält Schuss in Kopf und Hand, dessen Nebenmann Wade, H. Schuss in Oberschenkel. Das Geschiesse ist wüst.
Der Befehl zum Übergang über die Maas erfolgt. Pontons von Mannschaften der 8. Kompagnie gingen ab. 10. Kompagnie folgt gruppenweise zu 20 Mann. Der Weg endet in einem Hohlweg. Als die Abteilungen sich ihm nähern, erhalten sie überraschend Infanteriefeuer. Grosse Verluste. Pontons werden zum Teil zerschossen, Wagenpferde stürzen. Allgemeines Vorwärtsstürzen nach Dinant. Dort Beschiessung durch Einwohner. 9. Kompagnie folgt 10. die den Ausgang links besetzt hält. Es ist wunderbar, dass ich durchkomme. W. ist vor und gibt Befehl, dass ich auch anderem Wege 10. Kompagnie erreiche, gleichzeitig dem Oberst melde, dass ein Übersetzen unmöglich ist. Ich, anderen Weg rechts auf, die Geschosse schlagen um mich rum ein, ich stürze von Deckung zu Deckung, mache meine Meldung, und bringe die Kompagnie aus dem Hohlweg in eine Deckung hinter der 10. Kompagnie. Vom Gegner ist nichts zu sehen. Jenseitiger Höhenrand, Wald, Hecken und Felder. Feuern unmöglich. Nur, wenn sich ein Mann zeigt, rasselt das Feuer los. Gegen Abend Befehl in Dinant einzurücken. Auf dem ersten Platz fällt anscheinend ein Schuss aus einem Hause. Allgemeines Geschiesse. Endlich habe ich die Leute etwas zur Ruhe und marschiere ab. Auf dem nächsten Platz stehen 4 Kompagnien, plötzlich ein Schuss und allgemeiner Wirrwarr und Geschiesse. Die Leute sind wie wahnsinnig, schiessen, laufen weg, etc. Ich drücke mich an die Wand des Hauses, aus dem geschossen wird. Grässliche Minuten! Endlich Ruhe. Sammeln der Kompagnie. Abmarsch nach Les Rivages, wo Übergang erfolgen soll. Die Strassen brennen. In Rivages Halt auf der Strasse, liegen bis 3° rum. Feldküche kommt nicht. Grosse Haufen erschossener Einwohner. Am nächsten Tag soll abmarschiert werden.
21. VIII.
Erreichen Foye Notre Dame. 11. Kompagnie Spitze, ich 2. Kompagnie. Alles hofft auf Zusammenstoss mit dem Feind. Bleibe im Dorf, da nur 2 Züge da, einer blieb bei den Fliegern in Ballein zurück. Sch. macht eine Patrouille nach der Maas, kommt 1/2 2° zurück, mit guter Meldung und ohne Verluste. Beute, eine Lanze, im Walde gefunden. Jede Patrouille wird von Franzosen mit Artillerie und wenn möglich von Patrouillen, teils auch Landeseinwohnern beschossen. In Sorime wurde auch geschossen. Über die Einnahme von Dinant schrieb ich an Marie. Eben wird wieder ein Flieger beschossen. Morgen oder übermorgen gehts los! Etwas unruhiger Aufenthalt momentan.
20. VIII.
20. Früh überhetzter Aufbruch. Befehl kommt 5° dass 6° Abmarsch nach [unlesbar]. Marsch über Marche nach Aye-Chevetagne, circa 40 km, sehr heiss, Staub, sehr oft Stockungen. Leute müde, wunde Füsse, kommen aber alle mit. Morgen ist Möglichkeit eines Zusammenstosses mit dem Feind. Hoffentlich ist etwas mehr Ruhe. Abends 8° Frühstück, Mittagessen, Abendessen in einer Form, Rindfleisch mit Reis. Schmeckt gut!
Sah heute 107. 139.
Von Marie immer noch keine Nachricht! Die letzte war vom 12. kam an am 18.
19. VIII.
19. VIII. Laroche.
Am 19. früh Weitermarsch nach Laroche. Kalter nebliger Morgen. Auf Sammelplatz überfliegt ein deutscher Flieger in grosser Höhe die Division. Beim ersten grossen Halt ritt ich mit W., R. und B. voraus zum Quartiermachen. Überholten die Spitzenkavallerie und ritten dann einen breiten Weg herunter ins Tal der Ourthe. Wieder Strassensperrung, die herrlichsten Buchen, meterhoch waren über die Strasse geworfen, natürlich von unseren Pionieren beseitigt. Strasse im Ourthetal wunderbar, das schönste was ich bisher gesehen. Bei einer Biegung liegt plötzlich Laroche vor uns. Eingeengt im Tal, in der Mitte ein Fels mit alter Ruine, ähnlich dem Oybin. In Laroche grosses Getriebe. General Kommando, Divisions Stab, Brigade, Divisions Intendantur, Proviant-Amt, Feldpost etc. dauernd Durchzug von Truppen. 10° abends kamen noch Proviantkolonnen. Bevölkerung stumm. Die Burschen vor den Häusern auf dem Rinnstein sitzend, teilweise hübsche Mädchen und Frauen, alle schwarz, auch schwarz angezogen. Neben meinem Hotel ein Krankenhaus, Ecole commune. Verständigung nur französisch möglich. Schwierigkeiten im Kauf eines Zirkels und eines Waschlappens, gant de toilette, Streichhölzer, Backpflaumen. Leute nehmen auch deutsches Papiergeld.
Morgen grosser Marsch. Nachricht eingetroffen, dass deutsche Kavallerie französische Kavallerie Division vor Namur völlig geschlagen habe. Allmer bei Mühlhausen + Jäger 12 bei Dinant grosse Verluste.
18. VIII.
18. VIII. Heute früh endlich wurde der Vormarsch angetreten. Wir überschritten gegen 8.45 die Grenze bei Ober-Besslingen und marschierten über Gouvy-Cherain nach Fontenaille. Es war ein eigenes Gefühl, als wir die Grenze überschritten. Jede Inschrift französisch. Der Weg führte durch den Wald. Zur Sperrung waren wunderschöne Fichten, 80jährige gefällt und über die Strasse geworfen. Als Sperre gegen die preussische Kavallerie. Natürlich eine vollständig zwecklose Massnahme. Die Sperren waren zwangsweise von den Einwohnern wieder weggeräumt worden. Die Erste hatte sicher 1 km. Länge. Die Telegraphendrähte hingen zerschnitten von den Stangen herunter. Sämtliche Eingänge der Dörfer, die wir passierten, waren gesperrt gewesen.
Die Ankunft in unserem Dorfe machte uns viel Spass. Der Dorfälteste wurde gesucht, war auf dem Felde und festgesetzt. Meine Unterhaltung mit der alten Frau des Gutsbesitzers, bei dem ich die Pferde unterbringen will, ist komisch. Sie prasselt mir französisch entgegen, wovon ich natürlich wenig verstehe. Endlich sind wir einig. Auch das Aufsuchen von Trinkwasser geht dadurch vor sich, dass der Maire uns zum Brunnen führt, seine Kinder müssen das Wasser vor meinen Augen trinken, dann wird ein Posten mit Gewehr als Wache davor aufgestellt.
Sehr komisch wirkt auch die Unterhaltung. „Montréz moi lard, je veux acheter du lard, quelques Kilos!“ Der Bauer behauptet, er hätte keinen Speck, den haben aber die Grenadiere schon gefunden. Ich bin mit einem alten Bauern nach der „Budik“ gegangen, da gabs 10 Flaschen Bier. Die sollte er mir reservieren. Als ich raufschickte sie zu holen, waren sie schon von anderen Leuten weggeholt. Das nächste Mal trage ich die Flaschen selbst. Essen aus Feldküche. Schweinefleisch mit Reis, ein Glas Rotwein und Cognac vom Doktor. Wachen aufgestellt, Häuser nach Wasser durchsucht. Amt des französisch sprechenden Sch.
17. VIII.
Am 17. VIII. Nachts 1/2 1 geweckt mit Befehl, wir bleiben am 17. liegen, gehen nicht vor, zu schade. Es geht das Gerücht, dass wir warten, bis Österreicher, die auf Fahrt sind, in Aachen ausgeladen werden. Ich glaube nicht daran, wir werden wohl auf das Reservekorps warten. 1/2 4° früh wache ich auf, der Regen trommelt auf das Zelt, nun wirds ungemütlich. Jetzt 8° giessts immer noch. 8° ist Befehlsausgabe, bin neugierig, was wird.
Wir werden wohl die 3. Nacht auf demselben Stroh im selben Zelt verbringen. Die Aussicht ist auf die belgische Grenze, davor Eisenbahn. Alle 2 Stunden kommt ein Zug, 3 Lokomotiven, 20 Wagen, anscheinend Munition für die Beschießung von Namur. Lüttich soll ja ganz genommen sein.
16. VIII.
Am 16. Sonntag Rasttag in Nieder Besslingen. Wetter kühl, etwas Regen. Kompagnie Montbé 8 abgeschickt nach Ulflingen, da sich die Bewohner bewaffnet haben sollen. Kehrt mit Waffen zurück. Leute dort sehr friedlich. Ging heute Nachmittag zu den Fliegern bei Oberbesslingen. 6 Fahrzeuge, 2 Desdner Autobusse da, ebenso 2 Lastwagen von Prée, einer als Werkstatt, der andere als Sanitätswagen. Gab mir viel Spass die grünen Wagen, mit denen man in Dresden spazieren fuhr, hier im Felde wiederzusehen. –
W.s Geburtstag wird gefeiert. Nachmittag ein Skat. 1/2 7° esse ich mit ihm und dem Stab. Lendenbeefsteak, knüppelhart, da Ochse erst am Morgen geschlachtet war, Salzkartoffeln und grünen Salat! Auf dem weiss gedeckten Tisch eine blaue Glasvase mit Blumen: Kamille, Klee, Kartoffelblüten, Kresse. Das einzige was aufzutreiben war. Die Bauern haben nicht solche Höfe, wie in Sachsen, auch keine Blumen. Sie treiben lediglich Viehzucht, mit dem hierzu nötigen Ackerbau. Als Überraschung hat der Doktor R. 3 Flaschen Sekt aufgetrieben. Grosser Jubel. Die Mannschaften singen vorm Haus am Misthaufen, sehr hübsch, 12. Kompagnie. Der Doktor R. ist Civilarzt aus Freiberg und hat auch Frau v. E. behandelt.
Abends 2. Brief vom 10. von Marie, mit der Mitteilung vom Gardinenbrand. Wird wohl nicht schlimm gewesen sein. Immerhin ist es gut, dass man versichert ist.
Morgen erwarten wir den Vormarsch nach Belgien. Hoffentlich kommen wir bald weiter, es wird sonst langweilig. Abends Nachricht trifft ein, dass 3. Komp. Jäger 12 eine feindliche Schwadron vernichtet hat, Rest 20 Mann gefangen. Was wohl die Flotte macht? Hier hört man natürlich nichts.
15. VIII.
Heute am 15. früh Abmarsch 4.40. Reihenfolge I. III. II. 101. L. sagt guten Morgen. Über Burg Reuland nach der belgischen Grenze. Marsch kühl und schön, aber lang. In Burg Reuland altes Schloss, Ruine Generalkommando XIII. Stimmung gehoben, als wir die Luxemburgische Grenze bei Malscheid-Wempelhardt überschreiten. Gesang: Wacht am Rhein trotz bergauf Marsches. Alles freut sich, dass es nun Ernst wird. Im Vormarsch hört man aus westlicher Richtung Kanondonner, sehr weit, wohl bei Namur. Während des Marsches kommt die erste Post für die Mannschaften, unsere kommt erst Nachmittags. Biwak bei Nieder-Besslingen, 2 km von der Belgischen Grenze entfernt. Von Marie erhalte ich heute 2 Briefe, beide vom 8.! Gott sei Dank geht alles gut, nur Hänse scheint nicht in Ordnung zu sein. Morgen wohl Vormarsch nach Belgien. Schreibe eine Karte an Marie. Heute knallts, aber wohl nur unbeabsichtigt. Wetter trübe, gegen Mittag Regen.
14. VIII.
Am 14. VIII. früh Abmarsch nach Grosskamberg. Vereinigung mit dem Regiment. Wir liegen sehr eng. Getränke gibt es keine mehr. Wasser trübe, da die Brunnen stark benutzt werden. Liege mit Kompagnie in einem Gehöft mit Regiments- und Abteilungsstab. Gestern Abend trifft Nachricht ein von siegreichem Gefecht bei Mühlhausen. Grosse Freude. Sprach heute Z. Gen. Kdo. XII. Wusste auch nichts Neues. Auch von Werner nichts. Morgen soll Vormarsch angetreten werden, wenn nur keine große Hitze ist, wie gestern, sonst kommen wir nicht weiter. Wenn es nur was zu trinken gäbe!